„Putz ist Lüge“
Conrad Wilhelm Hase (*02.10.1818 in Einbeck +28.03.1902 in Hannover)
veröffentlicht am 11.04.2014 um 10:11 Uhr / von Stefanie Kamphues
Conrad Wilhelm Hase – ein einflussreicher Architekt des 19. Jahrhunderts, war in ganz Norddeutschland tätig, vorwiegend im Raum Niedersachsen. Durch ihn gewann der Ziegel als Fassadenstein wieder deutlich an Bedeutung.
1834 begann er sein Studium der Baukunst in Hannover und schloss es im Jahre 1838 ab. Anschließend empfahl ihm sein Architekturlehrer eine Maurerlehre aufzunehmen. Nach absolvierter Lehrzeit ging es für ihn Richtung München. Hier fand er Arbeit als Maurer bei Leo von Klenze, ein berühmter Architekt des Klassizismus. Die Stadt Einbeck ermöglichte C. W. Hase darauf ein Architekturstudium an der Münchener Akademie. Hier beeinflusste ihn maßgeblich der Rundbogenstil von Friedrich von Gärtner. Dieser hatte die klassizistische Formensprache weiterentwickelt, lehnte verputzte Fassaden ab und benutzte überwiegend Ziegel als Verblendsteine.
Zurück in Hannover arbeitete Hase zunächst als Maurer und Bauführer bei seinem Lehrmeister, Christoph August Gersting. Dieser sollte ein Mausoleum (monumentales Grabmal in Gebäudeform) bauen und übertrug Hase die Aufgabe des Poliers. Handstrichziegel und einfache Ofentechnik waren charakteristisch für das derzeitige Fassadenbild. Hase formte hier persönlich einige Schmuckelemente und signierte sie eigenhändig.
Am Ende seines Studiums spezialisierte er sich auf den Eisenbahnbau. 1843 konnte er sodann die Stelle des Bauführers der Königlich Hannoverschen Staatseisenbahn antreten. Er zeichnete sechs von 19 Bahnhöfen, darunter auch den in Elze. Hier wird ganz klar seine Vorliebe für den Verblendziegel deutlich.
1852 gewann er die Ausschreibung für den Bau des Museums für Kunst und Wissenschaft in Hannover. Mit diesem Bau wurde Hase über Hannover hinaus bekannt. Große Anerkennung erwarb sich C. W. Hase auch mit der Restaurierung des mittelalterlichen Rathauses in Hannover.
Zwischen 1877 und 1882 rekonstruierte er in mehreren Bauphasen den mittelalterlichen Bau und ergänzte ihn mit einem passenden neugotischen Anbau. Er knüpfte Wimperge, glasierte Ziegel und Zierfriese an die hansische Bautradition der Gotik an. Statt Abriss und Neubau entschieden sich zu jener Zeit die Städte zur Rekonstruktion der alten Bausubstanz, an der Hase sich maßgeblich beteiligte.
1851 wurde Hase als Architekturlehrer an der Baufachschule in Hannover eingestellt. In dieser Position hatte er einen erheblichen Einfluss auf seine Schüler, konnte seine Vorstellungen der Gotik überzeugend auf nächste Generationen weitergeben. Der Architekt und Ingenieur Franz Andreas Meyer war auch „Haseschüler“ und wurde mit dem Bau der Hamburger Speicherstadt beauftragt. Er setzte durch, dass nur Architekturbüros mit „Haseschülern“ Aufträge bekamen. Seine architektonische Vision war ein Speicherkomplex in neugotischer Form.
Verschiedene Privataufträge und die erfolgreiche Beteiligung am ersten freien Architekturwettbewerb in Hannover festigten Hases Ruf als Architekt.
Der Einfluss von Conrad Wilhelm Hase ist noch heute vielerorts wahrzunehmen. Er hat maßgeblich den Ziegel als architektonisches Fassadenelement wieder hoffähig gemacht.
Bildquelle: Broschüre „Conrad Wilhelm Hase und die Neugotik“, Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V., Bonn
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