Praxistipp Mauerwerk

„Architektur beginnt, wenn zwei Backsteine sorgfältig zusammengesetzt werden“, sagte einst Architekt Ludwig Mies van der Rohe und legt mit diesem Gedanken auch heute noch den Grundstein für die einfache Bauweise mit Klinker. Doch einfach bedeutet nicht, dass nicht große Architektur daraus entstehen kann. Was es zu beachten gibt, wenn zwei Backsteine zusammengesetzt werden und welche Techniken dabei zur Anwendung kommen, zeigt unser Praxistipp Mauerwerk.

„Rein technisch gesehen ist die Einfachheit der Konstruktion ein wesentliches Kennzeichen des Mauerwerksbaus. Man kann fast alle Arten von Bauwerken mit Mauerwerk errichten“, erläutert Dr. Dieter Figge, Sachverständiger und Technischer Geschäftsführer des Ziegel-Zentrums Nordwest e. V. die Qualität des Mauerns. Als Außenwand in einem zweischaligen Mauerwerk erhöht der keramische Baustoff zudem den Wohnkomfort. Eingehüllt in hochwertigen Klinker sind Gebäude zusätzlich vor widriger Witterung geschützt. Damit Klinker als natürliches Material seine Produkteigenschaften entfalten kann, gilt es, bautechnische Regeln einzuhalten. Diese sind in der DIN 1053 festgelegt.

Kraftvoller Verband

Der Mauerwerksverband ist ein wesentlicher Gestaltungsfaktor, der die Klinkerfassade charakterisiert. Das Mauern im Verband ist ebenfalls durch die DIN 1053 eindeutig geregelt. Die Norm schreibt unter anderem für die versetzte Anordnung der Steine und die Fugendicke verbindliche Maße vor.
Durch Versetzen der senkrecht übereinanderliegenden Stoß- und Lagerfugen werden Lasten und Kräfte gleichmäßig auf den ganzen Mauerquerschnitt verteilt. Dieser Versatz, das Überbindemaß, muss mindestens 4,50 Zentimeter betragen und richtet sich nach der Höhe des Klinkers. Die versetzte Anordnung der Steine nimmt Belastungen der Umwelt auf. Dadurch wird die Klinkerfassade zu einer schützenden Hülle für das Bauwerk.

Fugen dienen dem Ausgleich unvermeidlicher Maßtoleranzen der Ziegel. Ihre Dicke soll so gewählt werden, dass das Maß von Stein und Fuge dem Baurichtmaß bzw. dem Koordinierungsmaß entspricht.

Regel- oder Zierverbände wie Holländischer Verband, Läuferverband, Blockverband oder wilder Verband ermöglichen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und Akzentuierungen der Fassade. Im Zusammenspiel mit effektvollen Schränk-, Läufer- oder Rollschichten lassen sich individuelle Mustervarianten, Ornamente und Texturen realisieren.

Vom individuellen Stein zur homogenen Wand

„Für ein schönes homogenes Mauerwerk aus natürlichen Rohstoffen sowie mit dem charakteristischen Farbspiel unterschiedlicher Nuancen und Schattierungen sind Klinker bei ihrer Verarbeitung aus mehreren Paketen querzumischen“, rät Dr. Figge. Dazu müssen die Klinker treppenförmig aus den Paketen entnommen werden und nicht Lage für Lage. Die Kraft des Brennprozesses prägt Klinker für Klinker unterschiedlich – und so ist jeder für sich ein Unikat. Der einzelne Stein bringt dann durch die gute Vermischung mit anderen ideal seine optischen Qualitäten in das Gesamtbild ein.

Sorgfalt garantiert Sicherheit
Bis zum vollständigen Abbinden des Mörtels muss frisches Mauerwerk vor Feuchtigkeit geschützt werden. Bei Arbeitsunterbrechungen oder starkem Regen sind frisch gemauerte Wandabschnitte flächig mit Plane abzudecken. So bekommt das handwerklich erstellte Mauerwerk seine nötige „Ruhe“, um danach seine langlebigen und optisch ansprechenden Qualitäten voll zu entfalten.

Sauberes Fugenbild
„Gutes Mauerwerk zeichnet sich durch klassisches sauberes Fugenbild aus“, nennt Dr. Figge ein Qualitätsmerkmal, das die gesamte Fassade prägt. Dafür ist grundsätzlich sauberes Mauern die wichtigste Voraussetzung. Kleinere Unreinheiten können anschließend mit der Wurzelbürste oder einem Hochdruckreiniger und ausschließlich mit Wasser entfernt werden.Bei der Verfugung der Klinkerwand gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird der Mauermörtel direkt eingesetzt, um die Fugen frisch in frisch auszubilden. Dieses Verfahren heißt Fugenglattstrich. Oder es kommt zu einer nachträglichen Verfugung. Dazu werden die Mauermörtel-Fugen nach Antrocknen des Wandaufbaus 15 bis 20 Millimeter tief ausgekratzt und anschließend mit speziellem, erdfeuchtem Fugenmörtel verfugt.

Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten

Klinker gewinnt als Gestaltungsmaterial ausdrucksstarker Fassaden wieder mehr an Bedeutung. Außerdem führt er den Trend reduzierter Architektur und Formensprache fort: Der Planer setzt einzelne Bauteile besonders in Szene oder bricht lange Gebäudefluchten wirkungsvoll auf. Farblich abgesetzte Ornamente beleben großflächiges Mauerwerk, Loch-Fassaden erlauben außergewöhnliche Einblicke, und reizvolle Mauerwerk-Akzentuierungen dringen in die dritte Dimension der Fassadengestaltung vor.

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