Schlagregenschutz

Feuchtigkeitsschutz
Bei zweischaligen Außenwänden sind die Aufgaben der einzelnen Schalen deutlich getrennt.
Die Verblendschale aus Klinkern hat sich im vergangenen Jahrhundert in den Gebieten mit hoher Schlagregenbeanspruchung, wie Holland und England sowie in Norddeutschland und an den Küstengebieten, als dauerhaft beständig gegen Witterungseinflüsse bewährt. Ausschlaggebend dafür ist vor allem die Verwendung von bindemittelfreien Ziegeln in der Verblendschale, welche aufgrund der natürlichen Rohstoffzusammensetzung aus tonigen Massen und der hohen Brenntemperatur bei der Herstellung von über 1000°C besonders günstige hygrische Eigenschaften aufweisen.

Prinzip der Schlagregenabwehr
Bei Beregnung wird Wasser durch Winddruck an die Außenwand gepresst, so dass sich an der äußeren Zone der beregneten Wand ein dünner Wasserfilm bildet. Hierbei füllen sich die Kapillaren und Poren von Ziegel und Mörtel mit Wasser, wodurch es zunächst zu einer Selbstdichtung der Außenhaut kommt. Bei weiterer Beregnung fließt die Hauptmenge des Regenwassers an der Fassadenoberfläche ab. Das weitere Eindringen von Wasser in die Verblendschale wird im Wesentlichen durch die Kapillarität der verwendeten Wandbaustoffe Ziegel und Mörtel bestimmt. Damit wandert die Feuchtezone sehr langsam vor.
Die Feuchteverteilung in der Verblendschale wird also vorwiegend von der Überlagerung der horizontalen Kapillarwasserleitung und einer nach unten gerichteten Feuchtebewegung beeinflusst. Da die Regenbeanspruchung der Außenwand mit der Gebäudehöhe zunimmt, ist davon auszugehen, dass die Sättigung der Verblendschale zunächst im oberen Bereich eintritt, so dass Wasser an der Rückseite der Verblendschale abfließen kann und von den darunter liegenden Schichten, die noch nicht gesättigt sind, wieder aufgenommen wird.
Erst wenn die gesamte Verblendschale mit Wasser gesättigt ist, fließt das eingedrungene Wasser rückseitig ab und wird in Verbindung mit den eingebauten Dichtungsbahnen und mit Hilfe von vorgeschriebenen Entwässerungsöffnungen wieder ausgeleitet. Ein Austreten von Regenwasser über die Entwässerungsöffnungen am Fußpunkt der Ziegelverblendschalen wurde nach Erfahrungen der Ziegelindustrie in Norddeutschland sowie an den Küstengebieten bisher nicht beobachtet. Dies ist ein Beleg dafür, dass die Schlagregenabwehr der Außenwand allein durch das bereits beschriebene Prinzip der Wirkungsweise der Ziegelverblendschale bei Beregnung sowie ihre Wasserspeicherfähigkeit geschieht. Insofern findet eine Fußpunktentwässerung über die offenen Stoßfugen praktisch nicht statt.
Die in DIN 1053-1 vorgeschriebenen Entwässerungsöffnungen können also nur dann zum Tragen kommen, wenn grobe Verarbeitungsfehler vorliegen. Insbesondere, wenn Undichtigkeiten im oberen Dachanschluss oder im Bereich der Öffnungen in der Verblendschale vorhanden sind, was das ungehinderte Eindringen von Wasser in die Zwischenschale ermöglicht.

Trocknung und Kapillarwirkung
Das in die Verblendschale eingedrungene Wasser kann in der Trocknungsphase im Wesentlichen über Kapillarwirkung der Verblendziegel und des Mörtels zur Wandoberfläche transportiert und an die Außenluft abgegeben werden.
Bei abnehmendem Feuchtigkeitsgehalt im Mauerwerk erfolgt dann die weitere Austrocknung lediglich auf dem Weg der Wasserdampfdiffusion.
Die Austrocknung der Außenschale geschieht aufgrund der bereits erwähnten Ziegeleigenschaften sehr schnell, so dass die Gleichgewichtsfeuchte in der Außenschale stets sehr niedrig ist.
Um den Energieverbrauch und Immissionen bei der Trocknung und beim Brennen zu senken und den Rohstoffverbrauch herabzusetzen, werden Vormauerziegel und Klinker heute überwiegend mit Lochungen gemäß DIN 105 hergestellt. Die Verwendung von Hochlochziegeln hat sich in Verblendschalen seit Jahrzehnten als besonders sinnvoll erwiesen.
Von Lochungen in Verblendziegeln sind keinerlei Nachteile hinsichtlich der Schlagregensicherheit zu erwarten. Es kann sogar davon ausgegangen werden, dass die Lochungen in Verblendziegeln die Wasserdurchlässigkeit der Verblendschale nicht beschleunigen, sondern eher verlangsamen. Ausschlaggebend dafür ist das Fehlen des Ziegelscherbens im Bereich der Lochungen, der für den kapillaren Wassertransport maßgebend ist. Unabhängig davon erfolgt die Schlagregenabwehr im Wesentlichen über die Außenwandung des Verblendziegels, die nach DIN 105 mindestens 20 mm bis zur ersten Lochreihe betragen muss.