BRICKS NOW & THEN – Chris van Uffelen

Buchtipp: „Bricks now & then“ zeigt Vielfalt des Baustoffs Klinker

BRICKS NOW & THEN – Chris van Uffelen

Menschlicher Maßstab

Was macht den Ziegel so besonders? Es gibt zahlreiche Eigenschaften, die es hier zu nennen gibt. Da wäre z. B. der menschliche Maßstab, den dieser natürliche Baustoff bietet. Das Format eines Klinkers lässt sich leicht mit den menschlichen Maßeinheiten einer Hand vergleichen. Architektur, seien es Wohnhäuser oder Büro- und Wohnkomplexe, entsteht immer im Kleinen mit den Proportionen einer menschlichen Hand. Schon Ludwig Mies van der Rohe sagte: „Architektur beginnt, wenn zwei Backsteine sorgfältig zusammengesetzt werden.“ So wird Stein auf Stein gesetzt und aus dem kleinen Element in der Fassade entwickelt sich etwas Großes im Verband.

Grenzenlose Vielfalt

Form, Farbe, Struktur: Der Klinker bietet unzählige konstruktive Gestaltungsmöglichkeiten. So können Ziegel heute auf erfinderische Weise in der Wand verbaut werden – Fassadenbilder sind gelocht, gepixelt, gewellt und vieles mehr. Durch verschiedene Mauerwerksverbände kann der Wand ein ruhiges oder lebendiges Bild verliehen werden. Auch das Spielen mit Ornamenten und Texturen in der Gebäudehülle macht der Klinker möglich. So entstehen etwa durch Auslassen, Einrücken oder Herausschieben einzelner Steine aus dem Verband reliefierte Fassaden, wie etwa beim „S40“ am Schwabinger Tor in München. Hier wurde eine Gebäudehülle geschaffen, die wie ein Brokatstoff anmutet. Das Projekt zeigt auch, dass der Farbton des Klinkers bereits im Entwurfsprozess eine immense Rolle spielt und ausschlaggebend für die Ausstrahlung eines Gebäudes ist. Basierend auf einer bestehenden, erdgrauen Hagemeister-Sortierung hat der Entwurfsarchitekt Matthias Haber von Hild und K Architekten gemeinsam mit den Experten aus unserem Werk mittels Mineralien den grünlichen Anteil der Sortierung herausgearbeitet und die Objektsortierung „Leopoldstraße“ im Römerformat erarbeitet. Über das Visuelle lässt sich die Wahrnehmung der Menschen stark beeinflussen. So kann Farbe auch die Funktion einer Identitätsstiftung haben.

Optimaler Werterhalt

Der Klinker ist aber nicht nur äußeres Gestaltungselement. Der Werterhalt eines Gebäudes ist ebenso ein wichtiger Faktor für Eigentümer. Umwelt- und Klimaeinflüsse wirken tagtäglich auf die Fassade ein. Klinker trotzen den äußeren Faktoren und das über Jahrzehnte. Durch seine, bei hohen Temperaturen gebrannte, dichte Oberfläche schützt die Ziegel-Vormauerschale das dahinter liegende Mauerwerk vor eindringender Feuchtigkeit und weiteren schädlichen Umwelteinflüssen.

Ein nachhaltiger Baustoff

Ein Thema, das heutzutage immer wichtiger wird, ist ökologische Nachhaltigkeit. Klinker werden aus 100 % natürlichen Rohstoffen wie Ton, Lehm oder tonhaltigen Massen hergestellt und sind demzufolge voll recycelbar. Eine Klinkerfassade ist zudem nahezu wartungsfrei. Diese Qualitäten und viele weitere werden bis heute von Architekten weltweit gewürdigt. Die standardisierte Herstellung ermöglicht eine leichte Planbarkeit – ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Baustoffs.

Die Vielfältigkeit des Einsatzes mit Klinker zeigt Chris van Uffelen in seinem Werk „Bricks now & then“. Seit mehr als zwanzig Jahren veröffentlicht der niederländisch-deutsche Kunsthistoriker Bücher über Kunst, Architektur, Innenarchitektur und Städtebau von der Antike bis zur Gegenwart. Sein besonderes Interesse gilt den Auswirkungen der Architektur auf den öffentlichen Raum. In „Bricks now & then“ werden auch zwei Hagemeister-Objekte vorgestellt.

Rhytmisierende Fassade

23 Dwellings (FRES architectes, Paris / Genf mit KENK architecten, Amsterdam)

Ein Objekt, für das Hagemeister die Ziegel gefertigt hat, ist das Bethune 23 von FRES architectes. Bei dem Projekt sind 23 „halbgemeinschaftliche“ Sozialwohnungen entstanden. In dem Gebiet Pas-de-Calais sind Klinker sehr präsent. Mit seiner dunklen Fassade und den hellen Fensterrahmen hebt sich der Wohnkomplex deutlich von seiner Umgebung ab.

Die Unregelmäßigkeiten des Ziegels sorgen für eine Belebung der Fassade mit vielen Lichtvariationen. Spezielle Einschnitte verleihen der Fassade Rhythmus und erzeugen private wie gemeinschaftlich genutzte Terrassen. Mit der Entscheidung für Klinker wurde eine optimale Integration des Gebäudes in seinen Kontext erreicht. Durch ungewöhnliche Materialkombinationen konnte gleichzeitig der traditionelle Ansatz mit einem zeitgemäßen Touch neu interpretiert werden.

Konsequenter Weiterbau

Ein Baudenkmal und Beispiel für eine gelungene Erweiterung und Umnutzung stellt das Fritz-Henßler-Berufskolleg in Dortmund dar. Die Architekten des Bochumer Büros SSP modernisierten den Schulkomplex und vergrößerten diesen zukunftsfähig. Der Fokus dabei lag auf der behutsamen Einfügung der erforderlichen Neubaukörper in den denkmalgeschützten Bestand.

Für die Fassadengestaltung kamen Hagemeister-Klinker der eigens für dieses Projekt zusammengestellten Objektsortierung „Fritz-Henßler-Berufskolleg HS“ im Dünnformat zum Einsatz. Der weiß-hellbeige Klinker der Neubauten setzt sich von den dunkleren Fassaden des Bestandbaus ab, optisch ergänzen sich diese aber harmonisch.

Fritz-Henssler-Berufskolleg (SSP AG, Bochum)

Die vorgestellten Werke aus Vergangenheit und Gegenwart zeigen, dass die Verwendung und Beliebtheit von Ziegeln über die Jahrtausende hinweg nicht nachgelassen hat und heute sogar noch an Popularität gewinnt.

Das Buch „Bricks now & then – the oldest man made material“ kann bei gängigen Online-Versandhändlern oder direkt beim Verlag Braun Publishing für 39,90 Euro erworben werden.

Einblick in "Bricks now & then"

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