Architekt Justus Mayser: Potsdamer Bungalow

Moderne in Backstein

Beim Bau des Bungalows in Potsdam Glienicke gab es von Anfang an eine sehr fruchtbare Beziehung von Architekt und Auftraggeber: „Beide Bauherren hatten schon Erfahrung mit dem Bau von Häusern gesammelt“, sagt der in Michendorf ansässige Architekt Justus Mayser. „Es war sehr wohltuend, mit Leuten zu arbeiten, die wissen, was beim Bauen alles passieren kann.“
Die Bauherren sind nach Potsdam gezogen, um in der Nähe ihrer Kinder zu sein. Auf dem 1.497 m2 großen Grundstück sollte ein Alterswohnsitz entstehen, um dort naturnah zu leben. Das Ehepaar hatte den Wunsch, alle Wohneinheiten auf einer Ebene barrierefrei unterzubringen, damit sie dort im fortgeschrittenen Alter nicht wieder ausziehen müssen.
Da die Bauherren bereits Kompetenz mitbrachten, konnte der Architekt sich dem Projekt auch auf einer inhaltlichen Ebene annähern: „Wir sind gestartet, wie ich es sonst eigentlich nicht mache“, sagt Justus Mayser. „Ich habe aus der Literatur Beispiele rausgesucht, und wir haben darüber diskutiert“. Zu den Inspirationsquellen gehörten die Bauten von Mies van der Rohe wie zum Beispiel das Farnsworth House oder auch die berühmten Case Study Houses in Kalifornien.

Die klaren, sauberen Formen der klassischen Moderne finden sich in der Architektur wieder. Der Bungalow ist L-förmig angelegt und fügt sich durch seine elegante Flachheit subtil in die umgebende Natur ein. Der verwendete Backstein verstärkt die außergewöhnliche Anmutung des Gebäudes: „Der schwarze Klinker ist ohne Stoßfugen nur mit horizontalen Lagerfugen vermauert. Das erzeugt eine noch größere Horizontalität“, sagt Justus Mayser.Berlin_ Arch Mayser_Manchester ModF (5)
Der Backstein ist nicht nur ein besonders lang­lebiges und handwerklich verarbeitetes Material. Die Steine sorgen für eine Maßstäblichkeit, wie sie in der Architektur sonst nur selten vorkommt: „Jeder Stein hat ein begreifbares Maß, was sich vervielfältigt in der Fassade wieder findet“, erklärt Mayser. „Das sorgt für eine klar definierte Größenordnung in dem Haus.“
Die Fassadengestaltung des Bungalows erin­nert an eine Schichttorte. Die obere Lage besteht aus einer als weißes Putzband gestalte­ten Attika. Den Boden bildet der ebenfalls in Weißbeton gehaltene Sockel. Dazwischen sitzt als delikate Füllung der schwarze Backstein.

Der weiße Sockel läuft weiter in den Garten hinein und fasst eine rechteckige Rasenfläche. Dieser Teil des Garten ist etwas höher angelegt und erweitert die Terrassenfläche hinaus ins Grüne.

Ein wichtiger Aspekt bei der Planung des Hauses war das Verhältnis von privatem Raum und Transparenz. Zum Garten liegen Wohnzimmer, Küche und das Schlafzimmer mit Bett, Ankleide und Bad. Sämtliche Wandflächen zum Garten sind verglast. Jalousien schützen im Schlaf­bereich die Intimsphäre der Bewohner. Alle Fenster sind außen aus Aluminium und innen aus Holz
gefertigt.
Nach vorne zur Straße tritt das Haus geschlossen auf. Dort befinden sich das Gästezimmer, die Doppelgarage, der Hauswirtschaftsraum sowie das Gäste-WC. Die Flächen zur Straße gestaltet der Architekt nicht mehr nur in Stein: „Als einladende Geste habe ich den warmen Holzton aus den Innenräumen nach außen gekehrt“, erklärt Mayser.

Das Tor der Garage sowie die Fronten von Gäste-WC und Hauswirtschaftsraum sind mit Holz verkleidet und senden so den ankommenden Gästen einen warmen Willkommensgruß.
Viel Offenheit und Transparenz bieten auch die Innenräume des Bungalows. Der große Wohnraum beinhaltet die Küche und das Wohnzimmer, nur getrennt durch den beidseitig nutzbaren Kamin. Dessen Ausmaße reichen nicht bis zur Decke, damit die Bewohner den Raum noch als Ganzes erfahren können.Berlin_ Arch Mayser_Manchester ModF (3)
Kleine Stahlstützen zur Fensterfront halten die schwere Stahlbetondecke.

„Ich habe auch im Inneren des Hauses versucht, auf Schwere zu verzichten“, erläutert der Architekt. „Die Decke schwingt sich ohne sichtbare Unterstützung von Fassade zu Fassade und erzeugt so eine große Leichtigkeit“. Alle Fensterbänke und Fußleisten hat Mayser flächenbündig gestaltet. Ebenso sind im gesamten Haus die Türzargen bündig in die Putzflächen eingebaut.

Der Bungalow ist innen wie außen ein konsequent modernistischer Bau. Die geradlinigen Formen verlieren durch die Verwendung werthaltiger Naturmaterialien Holz und Stein ihre Strenge, wirken dadurch freundlich und warm.

Text: Bericht aus der CUBE Berlin

Fotos: Friedemann Steinhausen architekturphotografie

zurück

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte folgende Gleichung lösen (Spam-Schutz) * *

Kommentare